Lieu: Philipps-Universität Marburg / Marburg
Catégorie: Colloques, journées d'études
Date: 21.05.2020 - 23.05.2020
Heure: 14.30 h - 16.30 h
Description:
Plautus Revisited Problemstellungen und Perspektiven der Plautusforschung
Internationales Symposium Marburg Frühjahr 2020
Die Plautusforschung ist in der Latinistik häufig ein Feld gewesen, auf dem methodische Grundsatzauseinandersetzungen geführt worden sind und von dem Innovationen ausgingen. Als umfangreichstes überliefertes Corpus aus der frühen römischen Literatur bietet sich Plautus in der Tat nachgerade als Brennpunkt für Probleme an, die aus der Komplexität jener ersten literarischen Phase Roms rühren und zugleich über sie hinausreichen. So sind denn auch auf wenig anderen Gebieten in der Geschichte der Latinistik seit dem 19. Jahrhundert so wie in der Plautusforschung regelrechte ‚Schulen‘ entstanden.
Nachdem die letzten größeren methodischen Debatten zu Ende des letzten Jahrhunderts geführt worden sind und zugleich die kontinuierliche Grundlagenarbeit der Schule von Urbino inzwischen große Teile des Plautus-Corpus umfaßt, scheint es an der Zeit, eine Bilanz zu ziehen und zu fragen, zu welchen Ergebnissen die Arbeiten der letzten 25 Jahre geführt haben, was sich von den Neuansätzen als tragfähig erwiesen hat, wo methodische Innovationen oder auch einfach Interessenverschiebungen zu erkennen sind. Es soll also nicht um ein Kompendium gehen, das ein Plautusbild auf dem Stand heutiger Forschung zusammenfaßt; daß dies derzeit im englischen Sprachraum gleich mehrfach geschieht, ist allerdings ein hochwillkommenes Zeugnis des aktuellen Interesses an diesem Autor! Im Mittelpunkt sollen vielmehr die Perspektiven zukünftiger Forschung stehen: Wo liegen Ansätze, die Antworten auf ungelöste Fragen versprechen? Wo sind neue Fragestellungen und Herangehensweisen zu erkennen, die bislang vernachlässigte Horizonte eröffnen? Oder auch: Wo sind Materialien neu erschlossen wie etwa bei der Kommentierung der griechischen Komikerfragmente, die ein anderes Licht auf die plautinische Komödie werfen könnten?
Hierfür soll eine Marburger Tagung im Frühjahr 2020 ein Forum schaffen. Um einen möglichst umfassenden Austausch in Gang zu setzen, soll ein wissenschaftlicher Beirat gebildet werden, der die unterschiedlichen regionalen Zentren der weltweiten Plautusforschung – wie Italien, USA, Südamerika etc. – repräsentiert und jeweils die Entwicklungen näher überblickt. Für die Vorträge gilt, daß etwa die Hälfte von ‚etablierten‘ Wissenschaftlern gehalten wird, die durch den Beirat vorgeschlagen und direkt angefragt werden. Für die andere Hälfte erfolgt eine internationale Ausschreibung, die sich insbesondere an jüngere Forscher richtet und durch die Beiratsmitglieder in ihrem Raum in den entsprechenden Organen verbreitet wird. Eine solche Mischung dürfte einerseits den Austausch befördern und läßt gleichzeitig erwarten, einen Überblick über gegenwärtige Ansätze und Schwerpunkte zu gewinnen. Vortrags- und Diskussionssprachen sind dabei die Hauptsprachen der Klassischen Philologie: also (in alphabetischer Reihenfolge) Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Um die Kommunikation zu erleichtern, werden englische abstracts erbeten; ferner sollten alle Vortragenden zu Konferenzbeginn eine Schriftfassung Ihres Beitrags zur Verfügung stellen.
Als Zeitraum sind drei volle Tage vorgesehen, bevorzugt in der zweiten Mai- oder ersten Junihälfte 2020 (An- und Abreise jeweils am vorangehenden bzw. folgenden Tag). Infrage kämen etwa – jeweils ein Zeitraum von Donnerstag bis Samstag: – 21.-23. Mai 2020 (21. Mai in Deutschland Feiertag, aber kein Hindernis) – 11.-14. Juni 2020 (11. Juni in Deutschland Feiertag, aber kein Hindernis) – 18.-20. Juni 2020.
Das Spektrum der möglichen Themen ist weit; Gebiete können sein: – Textkonstitution – Performanz und zeitgenössisches Theater in Rom – Dramatische Traditionen (attische Nea, außerattisches Theater) – Römische Lebenswelt: Recht, Religion, politische Bezüge, Sklaverei – Soziale Unterschiede, Geschlechterdiskurs – Kompositorische Struktur, Dramaturgie – Spezifische literarische Verfahrensweisen – Spannungsfeld ‚Mündlichkeit – Schriftlichkeit‘ – Typen und Charaktere – Linguistische Untersuchungen – Spätere Literaturkritik, Rezeption
Die Liste ist als erster Vorschlag zu verstehen: Ergänzungen und Änderungen sind willkommen. Für die Vorträge sind dabei in der Regel keine allgemeinen Methodenbeiträge vorgesehen; die übergreifenden Fragen sollen vielmehr an konkreten Fallbeispielen diskutiert werden, die in Hinblick auf die jeweilige Problemstellung paradigmatisch sind und zugleich das Plautusverständnis selbst fördern.
Marburg, im Oktober 2015